Was ist eine Skoliose?

Mit ihren 24 Wirbeln, dem Kreuz- und Steißbein bildet die Wirbelsäule das Gerüst des Körpers. Ihre Wirbel sind durch elastische Scheiben aus Knorpel, den Bandscheiben verbunden. Durch die Wirbel verläuft der Wirbelkanal, der das Rückenmark schützend umgibt. Von vorn betrachtet ist die Wirbelsäule gerade, seitlich gesehen in mehreren Bögen S-förmig geschwungen.

Seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule.

Wenn die Wirbelsäule seitlich verbogen ist, spricht man von einer Skoliose. Dabei sind dann auch die Wirbelkörper gegeneinander verdreht oder manchmal auch verformt.

Ganz gerade ist eine Wirbelsäule bei den meisten Menschen allerdings nicht: Erst bei einer Krümmung von mehr als 10° nach Cobb liegt eine Skoliose vor. Nach dieser Definition hat 1% aller Menschen eine Skoliose, davon rund die Hälfte mit einer Verkrümmung von mehr als 20°.

Skoliose in der Jugend und im Alter.

Man unterscheidet die idiopathische und die degenerative Skoliose. Die idiopathische Form, die rund 90% aller Fälle ausmacht, tritt meist zu Beginn der Pubertät und verschlechtert sich in den Wachstumsschüben. Die Ursachen hierfür sind bisher unbekannt. Die generative Skoliose tritt hingegen erst bei älteren Menschen auf. Sie wird durch einen Verschleiß der Bandscheiben und eine Instabilität der Wirbelsäule verursacht.

Skoliose frühzeitig erkennen

An einigen Indikatoren kann man auch als Laie erkennen, dass eventuell eine Skoliose vorliegt:

  • Steht eine Schulter höher als die andere?
  • Ragt ein Schulterblatt stärker hervor?
  • Sind die Schlüsselbeine, Rippen oder Brüste ungleich?
  • Steht eine Hüfte weiter heraus als die andere? Dies erkennt man an der Kleidung bei empfindlichen Stoffen gut am verstärkten Pilling an einer Seite.
  • Erscheinen die Beine ungleich lang?
  • Gibt es Probleme mit dem Kiefer oder den Zähnen?

Die medizinische Diagnose

Eine professionelle Diagnose erfolgt durch den Vorneigetest: Hierbei steht man mit beiden Füßen gerade nebeneinander und durchgestreckten Knien. Dann wird der Oberkörper langsam nach vorn gebeugt. Steht jetzt die linke oder rechte Seite des Brustkorbs höher, ist dies ein Zeichen für Skoliose. Diese kann mit einem Skoliometer genauer bestimmt werden.

Durch ein Röntgenbild der Wirbelsäule können die Krümmung der Wirbelsäule genau bestimmt und die Verdrehung der Wirbelkörper ermittelt werden. Optimal hierfür ist ein eine Ganzaufnahme der gesamten Wirbelsäule auf einem Röntgenbild. Ergänzend kann eine 3D-Oberflächenlichtvermessung vorgenommen werden, bei der die Oberfläche des Rückens vermessen und grafisch dargestellt wird.

Als Innovation bei der Diagnose bieten einige Kliniken das EOS-3D-Röntgen an. Hierbei ist die Strahlenbelastung erheblich reduziert und das wirklichkeitsgetreue Abbild ermöglicht eine besonders genaue und gezielte Diagnose.

Informationen zu Therapeuten

Fragebogen als Leitfaden für das erste Gespräch mit dem behandelnden Orthopäden

Die Behandlung einer Skoliose

Je nach der Stärke der seitlichen Wirbelsäulenkrümmung, gibt es unterschiedliche Formen der Behandlung. Während des Wachstums sollte dabei immer eine Zunahme der Krümmung vermieden werden.

Physiotherapie

Bei relativ geringen Krümmungen bis zu 20° nach Cobb ist neben der regelmäßigen Kontrolle durch einen Arzt eine regelmäßige Physiotherapie wichtig. Hier gibt es unterschiedliche Arten, die sich nach dem Alter und den körperlichen Fähigkeiten des Betroffenen richten. Bei Jugendlichen wird meistens die Krankengymnastik nach Katharina Schroth angewendet – eine dreidimensionale Übungstechnik zur Aufrichtung und Entdrehung der Wirbelsäule.

Korsett

Bei stärkeren Krümmungen von mehr als 20° nach Cobb wird zusätzlich zur Physiotherapie noch ein Korsett angewendet. Dieses wird individuell angefertigt, damit der Skoliose exakt entgegengewirkt werden kann. Seine Druckzonen entdrehen den Körper und richten ihn auf. Durch eine Atmung in die Freiräume gegenüber den Druckzonen wird eine weitere Korrektur erreicht. Gerade zu Beginn ist ein Korsett oft unbequem und störend. Dennoch ist es wichtig die vom Arzt empfohlene Tragezeit zwischen 18 und 23 Stunden täglich einzuhalten, um einen Stillstand oder sogar eine Verbesserung der Skoliose zu erreichen.

Operation

Bei Krümmungen von 40° bis 50° nach Cobb wird eventuell eine Operation in Betracht kommen, um die Wirbelsäule aufzurichten und zu entdrehen. Die verkrümmten Abschnitte werden dabei durch Titanstäbe, die mit Schrauben an den Wirbeln verankert werden, stabilisiert. Eine weitere Verknöcherung wird durch Einbringen von Ersatzmaterial zwischen die fixierten Wirbelkörper erreicht. Diese Operation ist in spezialisierten Krankenhäusern mittlerweile ein Routineeingriff. Nach vier bis sechs Wochen ist ein Schulbesuch wieder möglich, auf Sport sollte rund ein Jahr verzichtet werden.