September 16, 2023

Rückblick auf den 15. Skoliosetag in Düsseldorf/Neuss

 

Zahlreiche Mitglieder und Gäste fanden den Weg zu unserem Event und trugen zu einer lebhaften Atmosphäre bei.

Die Vorträge wurden von den Teilnehmern hoch geschätzt und boten wertvolle Einblicke.

Insgesamt war es eine rundum gelungene Veranstaltung, die sowohl informative als auch unterhaltsame Momente bot.

Wir freuen uns schon heute auf die Veranstaltung im nächsten Jahr!

 

 

Referentin:

Christa Hellmann, M. Sc.,


Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Greifswald
 

Herausforderung Skoliose –

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur psychischen Belastung von Skoliose-Patient*innen

Skoliose bezeichnet eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule. Neben physiologischen Folgen geht die chronische körperliche Erkrankung auch mit psychologischen Auswirkungen einher. Darunter gehören häufig ein Schock nach Erhalt der Diagnose (Reichel & Schanz, 2003), ein erhöhtes emotionales Stressempfinden (Sanders et al., 2018), ein schlechteres Körperbild im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen (Pinquart, 2012) und das Vermeiden von bestimmten Aktivitäten aus Scham (Reichel & Schanz, 2003). Immer wieder werden in Studien die psychologischen Auswirkungen einer Skoliose-Erkrankung und ihrer Behandlung hervorgehoben und eine mentale Unterstützung von Betroffenen gefordert (Reichel & Schanz, 2003, Sapountzki-Krepia et al., 2006, Wang, Tetteroo, Arts, Markopoulos & Ito, 2021).

Da der Beginn der Skoliose-Erkrankung häufig in die Phase der Adoleszenz fällt, erhält das Thema der psychischen Belastung von Skoliose-Patient*innen bei jugendlichen Betroffenen eine besondere Relevanz. Die jugendlichen Patient*innen sehen sich nach Erhalt der Diagnose zusätzlich zu den typischen Entwicklungsaufgaben ihres Alters mit den Herausforderungen einer chronischen körperlichen Krankheit konfrontiert (Lohaus, 2018). Dies hebt den Handlungsbedarf gerade bei jugendlichen Skoliose-Patient*innen hervor.

Doch trotz des Wissens um die psychischen Auswirkungen der Skoliose, ist die Anzahl an psychologischen Interventionsstudien aktuell noch begrenzt (van Niekerk, Richey, Vorhies, Wong & Tileston, 2023). Weitere Forschung ist notwendig, um unter anderem zu klären, welche protektiven Faktoren belastete von weniger belasteten Patient*innen unterscheiden.

Quellenangaben:

Lohaus, A. (2018). Physische Störungen. In A. Lohaus (Hrsg.), Entwicklungspsychologie des Jugendalters (S. 283–307). Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-55792-1_12

Pinquart, M. (2012). Body image of children and adolescents with chronic illness: A meta-analytic comparison with healthy peers. Body Image, 10(2), 141–148. https://doi.org/10.1016/j.bodyim.2012.10.008

Reichel, D. & Schanz, J. (2003). Developmental psychological aspects of scoliosis treatment. Pediatric Rehabilitation, 6(3-4), 221–225. https://doi.org/10.1080/13638490310001644593

Sanders, A. E., Andras, L. M., Iantorno, S. E., Hamilton, A., Choi, P. D. & Skaggs, D. L. (2018). Clinically significant psychological and emotional distress in 32% of adolescent idiopathic scoliosis patients. Spine Deformity, 6(4), 435–440. https://doi.org/10.1016/j.jspd.2017.12.014

Sapountzi-Krepia, D., Psychogiou, M., Peterson, D., Zafiri, V., Iordanopoulou, E., Michailidou, F. et al. (2006). The experience of brace treatment in children/adolescents with scoliosis. Scoliosis, 1, 8. https://doi.org/10.1186/1748-7161-1-8

van Niekerk, Maike, Ann Richey, John Vorhies, Connie Wong, & Kali Tileston. (2023). Effectiveness of Psychosocial Interventions for Pediatric Patients with Scoliosis: A Systematic Review. World Journal of Pediatric Surgery, 6, e000513. https://doi.org/10.1136/wjps-2022-000513.

Wang, H., Tetteroo, D., Arts, J. J. C., Markopoulos, P. & Ito, K. (2021). Quality of life of adolescent idiopathic scoliosis patients under brace treatment: A brief communication of literature review. Quality of Life Research, 30(3), 703–711. https://doi.org/10.1007/s11136-020-02671-7

Referent:

Dr. Ehsan Natour,

Facharzt für Chirurgie, Autor, Maastricht (Niederlande)

Wenn das Leben stillsteht

Im Grenzgebiet zwischen Leben und Tod

Viele Menschen auf der ganzen Welt erleben einmal oder auch öfter in ihrem Leben eine gravierende medizinische Behandlung, manchmal ist sie sogar lebensrettend.  Von jetzt auf gleich scheint das Leben „stillzustehen“. Und nicht nur das des Patienten, sondern auch das seiner Angehörigen, Familie und Freunde, und, ja, es hat auch Auswirkungen auf die begleitenden Ärztinnen und Ärzte. Dieser Stillstand eines Lebens erzeugt vielfältige Emotionen, die jedoch nicht unbedingt formuliert werden. Für manche scheint es keine Worte zu geben, andere werden verdrängt. Doch es ist von enormer Bedeutung auch für den Heilprozess und das „Leben danach“, sie sich bewusst zu machen. Wie also gehen wir mit diesen Gefühlen um? Was ist normal? Gehöre ich noch zu den Gesunden? Wie geht es weiter? Warum behandeln mich alle als wäre ich nur noch ein halber Mensch. Kann ich mich noch auf meinen Mann verlassen? Was ist, wenn „es“ wieder passiert …

Diese und viele weitere Fragen stellen sich die Patienten und ihre Angehörigen Tag für Tag.

Dr. Ehsan Natour, Herz- und Gefäßchirurg und spezialisiert in Aortachirurgie. In diesen Fachgebieten finden häufig intensive, lebensrettende medizinische Behandlungen statt. In vielen Patientengesprächen erkannte Dr. Natour , wie wichtig es auch für den Heilungsprozess ist, das scheinbar Unaussprechliche zu thematisieren und gemeinsam mit den Patienten auf die Suche nach den versteckten Fragen zu gehen.

Zitat:

„Die meisten Menschen haben Angst vor dem Unbekannten. Es geht um das Erkennen von Emotionen, einen Leitfaden für Unvorhersehbares. Er sorgt für Orientierung und dann geht es schneller wieder aufwärts.”  

Referent:

Prof. Dr. Christoph Schöbel,

Facharzt für Innere Medizin, Ruhrlandklinik der Universitätsmedizin Essen

 

Gestörter Schlaf bei Skoliosepatient*innen

Wann sind Schlafstörungen behandlungsbedürftig?

Schlaf wurde lange Zeit in der Wissenschaft nicht untersucht, weil man annahm, dass es sich lediglich um einen Zustand verminderter Aktivität handle. Tatsächlich ist Schlaf ein Zustand, in dem zwar Teile des Körpers "auf Sparflamme" arbeiten, andere aber äußerst aktiv sind. Viele Körperfunktionen sind an den Tag-Nacht-Rhythmus angepasst, darunter Körpertemperatur, Hormonproduktion, Blutdruck, Herzschlag. Der Nachtschlaf wird in fünf verschiedene Stadien eingeteilt, die sich in bestimmter Reihenfolge (Schlafzyklus) wiederholen. Voraussetzung für einen erholsamen Schlaf ist der ungestörte Ablauf dieses Schemas.

 

Ist der Schlaf dauerhaft gestört, so drohen gesundheitliche Folgen. Vor allem bestimmte nächtliche Atmungsstörungen können zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Als sehr komplexes Geschehen kann der Schlaf durch die verschiedensten Faktoren gestört werden. Dazu gehört auch die schwere Skoliose, die u. a. eine zu flache Atmung im Schlaf verursachen kann. Nicht jede Skoliose führt zu Schlafstörungen. Im Schlaflabor kann abgeklärt werden, ob eine Behandlungsbedürftigkeit besteht.

 

Referent:

Rainer Hilker,

Orthopädietechnik-Meister, Bad Schwartau

Skolioseerkrankte können mit zunehmendem Lebensalter eine Verschlechterung   der Situation erfahren, oder die befundfreie  Wirbelsäule kann eine Skoliose im Alter entwickeln, eine sogenannte „de novo Skoliose“.

Die moderne Orthopädietechnik kann hier Lösungen bieten , die natürlich nicht wachstumslenkend wie im Jugendalter sind, sondern „nur“ aufrichtend und entlastend wirken. Die Korrekturmechanismen der Orthese ähneln sehr den modernen  Korsetten für Jugendliche , müssen  aber viel  detailreicher und individueller konstruiert werden. Ebenso ergeben sich bei älteren Menschen fast immer begleitende Erkrankungen mit mehr oder minder starken Auswirkungen , die berücksichtigt werden müssen.  Das  Ergebnis soll ein korrigierendes und aufrichtendes  Korsett  sein, welches stundenweise getragen wird und meist schnell zu einer deutlichen Entlastung und Schmerzlinderung führt. Auch das Tragen von Lasten , wie z.B. Einkäufe, kann schmerzfreier werden.

Die  Zunahme der Verkrümmung  und der statischen Dysbalance kann  mit der Orthese  möglichst aufgehoben oder mindestens eingegrenzt werden.

Vom Vortragenden werden einige  Beispiele für Altersversorgungen mit Korsetten gezeigt und erklärt, aber auch Grenzen der Korrektur aufgezeigt.  Ebenso wird auf verschiedene Maßnahme- und Fertigungstechniken eingegangen.

Es wird auch die aktuelle Verordnungs- und Kostenübernahmesituation und damit verbundene Argumentationshilfen besprochen, weil die oft von Ärzten und Kostenträgern aus Kostengründen  favorisierten Fertigorthesen nicht zielführend sein können. Wichtig ist, das gesamte Behandlerteam frühzeitig in die Planung der Versorgung einzubinden.

Die Anfertigung einer wirkungsvollen Orthese gehört in die Hände eines erfahrenen, spezialisierten Orthopädietechnikers, der mit seinem Team in mehreren Anproben einen spürbaren  Erfolg für den Skoliosepatienten erarbeitet. 

Der Autor hat langjährige Erfahrungen in der orthetischen Versorgung von  Skoliose in allen Formen mit individuell gefertigten Korsetten.

Rückblick auf den 14. Skoliosetag in Magdeburg

Eine weitere Veranstaltung mit außergewöhnlichen Rahmenbdingungen liegt hinter uns. Die Teilnehmer kamen in diesem Jahr aus 15 Bundesländern und zusätzlich aus den Niederlanden. Zwischen den Vorträgen wurde dieses Mal mehr Zeit für den Austausch eingeplant. Spontan erklärten sich eine Handvoll Teilnehmer während des Wochenendes bereit, ehrenamtlich im Verband aktiv zu werden. Der Jugendtag war zur Hälfte mit neuen Gesichtern besetzt, die Zusammensetzung ergänzte sich gut. Auch das Rahmenprogramm konnte, wie geplant und trotz vorangegangener Trockenheit, mit einer Schiffahrt durchgeführt werden. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt lagen praktischerweise in direkter Nähe zum Hotel. Die Zuschauer der Online-Übertragung konnten sich zwar nicht mit anderen Teilnehmern austauschen, aber stattdessen die Vorträge bequem von Zuhause verfolgen. Jetzt freuen wir uns auf viele Bilder und die nächste Veranstaltung im kommenden Jahr.

Referent:

Dr. med. Stefan Krebs,

Facharzt für Orthopädie, Facharzt für Unfallchirurgie, RKH Orthopädische Klinik Markgröningen

 

Trotz umfangreicher Ursachenforschung und verbesserter prognostischer Möglichkeiten, sowie auch besserer Früherkennung und entsprechender Sensibilisierung, nicht zuletzt durch Institutionen wie den Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe e.V. oder die Scoliosis Research Society (SRS), sind Skoliosen nach wie vor existent. Nach wie vor erreichen Skoliosen ein Ausmaß, das der operativen Versorgung bedarf. In immer kürzeren Abständen werden „neue“ und „bessere“operative Methoden vorgestellt. Dies gilt insbesondere für die früh auftretenden, sogenannten Early-Onset-Skoliosen. Manchmal zu Ungunsten bewährter Methoden. Natürlich hat sich über die Jahre hinweg die Operationstechnik verfeinert. Die Implantatsysteme sind besser geworden. Vor allem aber sind durch die anästhesiologischen Möglichkeiten mit kontrollierter Blutdruckabsenkung, Verwendung eines Cell Savers und auch den konsequenten Einsatz von Fibrinogen die Grenzen des Machbaren deutlich nach oben verschoben worden — und dies bei sinkendem Risiko. Letztlich bleiben aber immer noch zwei Zugangswege, um eine operative Korrektur von Skoliosen durchzuführen. Vom Rücken her, also vom dorsalen Zugang, oder von der Seite, also von ventral. Die meisten Skolioseoperateure favorisieren den dorsalen Zugang, tatsächlich wird nur noch sehr wenig von ventralseitig operiert. Unter umfassender Berücksichtigung der Möglichkeiten der dorsalen Korrekturspondylodese soll dieser Beitrag aber auch die breitgestreuten Möglichkeiten und auch eindeutigen Vorteile der ventralen Derotationsspondylodese zeigen. Die Orthopädische Klinik Markgröningen ist eine der wenigen Kliniken, welche die ventrale Derotationsspondylodese und die vordere Zugehensweise an sich bereithält und auch regelmäßig durchführt. Mit einem minimalinvasivem Zugang von 10cm, in Kombination mit einer deutlichen Reduktion des Rippenbuckels oder Lendenwulstes über die Derotation, bleibt die ventrale Derotationsspondylodese auch bezüglich des kosmetischen Ergebnisses eine interessante Option.

Referent:

Dr. med. Omar Zabar,

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Asklepios Katharina-Schroth-Klinik Bad Sobernheim, Bad Sobernheim

 

Die Asklepios Katharina-Schroth-Klinik ist ein orthopädisches Rehabilitationszentrum für Skoliose und Kyphose. Jährlich werden ca. 3000 Patienten in dieser Klinik behandelt; zwei Drittel der Rehabilitanden sind Kinder und Jugendliche, ein Drittel sind Erwachsene. Die Sozialberatung ist ein wichtiger Bestandteil der multidisziplinären Rehabilitation. Ziel ist die Sicherung und Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben und in der Gesellschaft. Rehabilitanden, Angehörige und Bezugspersonen erhalten allgemeine oder ärztlich verordnete Sozial-Einzelberatung sowie Sozialvorträge als Informationsveranstaltung. Die Beratung erfolgt unter anderem mit Hilfe von sozialen- und beruflichen Anamnesebögen, die die Basis für eine bedarfsgerechte und relevante Informationsvermittlung darstellen. Gegenstand der Sozialberatung sind soziale, sozialrechtliche sowie auch psychosoziale Angelegenheiten. Inhaltliche Schwerpunkte der Beratung sind u.a. Informationen zum Schwerbehindertenrecht (z.B. Grad der Behinderung, Nachteilsausgleiche, Gleichstellung), Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (z.B. berufliche Neuorientierung, Umschulung, Weiterbildung, Hilfsmittel), spezielle Rehabilitationsleistungen wie Nachsorge (z.B. IRENA, Rehasport, T-RENA), Fragen zur finanziellen Sicherung (z.B. Übergangsgeld, Krankengeld, Arbeitslosengeld I, II; Erwerbsminderungsrente, Altersrente, Grundsicherung), berufliche Wiedereingliederung mit Besprechung der konkreten Schritte zur Wiederaufnahme der Arbeit z.B. nach Einleitung einer Stufenweisen Wiedereingliederung nach ärztlicher Indikation. All diese Gegebenheiten erlauben uns eine Stellungnahme zum Thema „Skoliose und Berufseignung“. Aspekte des Vortrages sollen aufzeigen, dass die Diagnose Skoliose grundsätzlich nicht für eine eingeschränkte Berufswahl und auch nicht mit vermehrten beruflichen Ausfallzeiten oder gar Frühberentung einhergehen muss. Dies wird auch anhand von Fallbeispielen demonstriert. Abschließend sollte die Diagnose Skoliose nicht dazu führen, dass Patienten bei Einstellungen oder Berufseinstieg stigmatisiert oder nachteilig behandelt werden.

Referent:

Prof. Dr. Thomas Niemeyer,

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Spezielle Orthopädische Chirurgie-Kinderorthopädie, Wirbelsäulen- und Skoliosezentrum, Wirbelsäulenspezialzentrum DWG, Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden

 

Lange Zeit wusste man nicht, was die Ursachen für eine idiopathische Skoliose sind. Daher stammt der Name (idiopathisch = ohne erkannte Ursache). Obwohl das gehäufte Auftreten der Erkrankung in Familien zu beobachten war, wurde ein erblicher Faktor lange Zeit in Abrede gestellt. Vielzählige Hypothesen zur Ursache wurden aufgestellt und teilweise wieder verworfen.

Welche Erkenntnisse hat die Wissenschaft in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten über die Ursache der Skoliose gewonnen?

Welche Faktoren beeinflussen, ob ein Mensch eine Skoliose bekommt?

Welche Faktoren beeinflussen ihren Verlauf?

Welche Bedeutung haben diese Erkenntnisse für die Behandlung der Skoliose gerade im Kindes-  und Jugendalter?

Eng mit der Ursachenforschung ist auch die Frage verknüpft, welchen natürlichen Verlauf die Skoliose – unbehandelt – nimmt. Gerade diese Frage hat eine essentielle Bedeutung für die Wahl der richtigen Behandlungsmethode. Wie aussichtsreich ist es, ein Korsett zu tragen?

Welche Patienten sollten operiert werden, weil ungeachtet aller sonstigen Behandlungsbemühungen mit einer stetigen Verschlechterung ihrer Skoliose zu rechnen ist?

Der Vortrag versucht der Frage nachzugehen, was heute als gesichert gilt und welche Konsequenzen hieraus für die Skoliosebehandlung gezogen werden können.

Referentinnen:

Annette Koch und Nina Sindermann,

Physiotherapeutinnen, Schroth-Therapeutinnen, Bochum

 

„Ich habe Skoliose – was darf ich denn jetzt überhaupt noch an Sport machen?“

Diese oder ähnliche Fragen bekommen wir immer wieder in unserem Praxisalltag gestellt, wenn neue Skoliose-Patient*innen zur ersten Therapie kommen.

Gerade am Anfang gibt es viele Fragen und noch mehr Unsicherheiten, wenn die Diagnose gestellt wird. Aber auch Patienten, die schon länger eine Skoliose haben, fragen immer wieder mal nach, weil zum Beispiel im Internet viele unterschiedliche Aussagen zum Thema Sport bei Skoliose kursieren.

Vorab sei gesagt: Mit einer Skoliose darf man (erstmal) alles machen, auch an Sport! Natürlich gibt es immer mal besondere Einzelfälle, in denen bestimmte (Extrem- oder Leistungs-) Sportarten vielleicht nicht so sinnvoll sind. Aber per se ist Sport und Bewegung bei Skoliose überhaupt nicht verboten – im Gegenteil!

Die Wirbelsäule wird zum größten Teil von Muskulatur aufrecht gehalten. Gerade dann, wenn die Wirbel nicht so ganz gerade aufeinander stehen, sind die Muskeln, die sie stabilisieren, umso wichtiger.

Schwierig ist es häufig, genügend Bewegung und Sport in den Alltag einzubauen. Neben Beruf, Familie und sonstigen Verpflichtungen fällt die eigene Gesundheit oft hinten 'rüber. Dabei ist z.B. Zähneputzen ja auch wie selbstverständlich im Alltag integriert. Kann die Rückengesundheit nicht genauso leicht eingebaut werden?

Wir möchten Ihnen ein paar Tipps und Anregungen an die Hand geben, wie Sie mit einfachen Maßnahmen ein paar gezielte Übungen und somit mehr Bewegung in Ihren Alltag bringen!

Rückblick auf den 13. Skoliosetag 2021 in Mannheim

50 Jahre medizinische Entwicklungen und engagierte Selbsthilfe

Ein anspruchsvolles Wochenende liegt hinter uns. Trotz coronabedingter Auflagen konnten wieder interessante Vorträge vor Ort stattfinden. Gleichzeitig nahmen zahlreiche Interessenten die Möglichkeit wahr, die Vorträge am 18.09.2021 live am PC zu Hause zu verfolgen und uns Ihre Fragen im Chat mitzuteilen. Wir danken allen Teilnehmern und Referenten für die vielen positiven Rückmeldungen und unserem Fachbeirat für die Unterstützung vor Ort. Wir freuen uns schon jetzt auf das kommende Jahr.

Das Jugendcamp, welches wieder von Freitag bis Sonntag stattfand, hat den Teilnehmern viel Spaß bereitet und hat bei allen für eine besondere Überraschung gesorgt. Ihr ward großartig! Bis zum nächsten Mal. 

 

Referent:

Dr. med. Ulrich Meister, Klinik Lilienthal GmbH & Co. KG

Fachbeirat im Bundesverband

 

.... ein kurzer historischer Abriss der Skoliosebehandlung

Will man die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten würdigen und verstehen, erscheint ein kurzer Blick in die Vergangenheit außerordentlich hilfreich und interessant, denn wie so häufig sind nicht nur Erfolge und Neuentwicklungen, sondern eben gerade auch Fehlschläge und Misserfolge prägend für die Etablierung von neuen Behandlungsstandards. Gleichzeitig schafft ein historischer Rückblick auch ein Stück Demut – mit Sicherheit belächeln uns in 50 Jahren unsere Nachkommen ob unserer antiquierten Methoden . . . .

Die historische Aufarbeitung des Krankheitsbildes „Skoliose“ geht bis in die Antike zurück, so finden sich bereits in Schriften des Hippokrates Behandlungsvorschläge für eben jenes Krankheitsbild und bereits im 2. Jahrhundert unserer christlichen Zeitrechnung ist der Begriff „Skoliose“ als Krankheitsbild erstmals schriftlich fixiert.

Die frühzeitigen Therapieansätze muten rückblickend außerordentlich martialisch an – mit ihren Versuchen, die „Missbildung“ durch äußere Krafteinwirkung zu beeinflussen, ähneln diese Methoden doch sehr den bekannten Schilderungen der hochnotpeinlichen Befragungen während der Inquisition.

Trotzdem sind bereits im frühen Mittelalter wesentliche Erkenntnisse über die Entstehungsmechanismen bekannt, aus denen spätere Behandlungsstrategien abgeleitet wurden.

Spätestens im frühen 18. Jahrhundert sind dann allerdings fundierte Überlegungen zur Übungsbehandlung und parallel auch erste Ansätze der Orthesenbehandlung belegt. Spätestens mit der Entwicklung immer neuer Werkstoffe (ausgehend vom Metall über Leder bis zum modellierbaren Kunststoff) konnte ein Entwicklungssprung von den rein fixierenden Orthesen zu passiv oder aktiv aufrichtenden Orthesen erfolgen.

Bezüglich der invasiven – d.h. operativen Behandlung brauchte es die dramatische Entwicklung der anästhesiologischen und medikamentösen Medizin, die Eingriffe einer solchen Größenordnung erlaubten. So begann die erfolgreiche Ära der operativen Skoliosebehandlung Anfang des 20. Jahrhunderts und hatte sicherlich mit den bahnbrechenden Erfolgen der Harrington-Methode in den 60er bis 80er Jahren ihren ersten Höhepunkt. Weitere bahnbrechende Erfolge – wie die operative Beeinflussung der Rotation z.B. mit neuen, ventralen Verfahren – und die parallele Entwicklung immer neuer Technologien und Werkstoffe konnten nachfolgend dieses rein distrahierende Verfahren bis heute so weit verbessern, dass bereits in den 80er Jahren Verfahren zur dreidimensionalen Korrektur der Skoliose entwickelt wurden. Unbedingt zu erwähnen sind hier die Arbeit vom A.P. Dwyer, Klaus Zielke und Yves Cotrel und Jean Dubousset. Ohne diese fundamentalen Entwicklungen wäre der aktuelle Stand der Skoliosebehandlung undenkbar.

Referent:

Dr. med. Michael Ruf, SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach GmbH

Fachbeirat im Bundesverband

 

….eine medizinische Betrachtung

Die Skoliosebehandlung hat in den vergangenen Jahrzehnten eine enorme Wandlung erlebt. Verbesserte diagnostische Möglichkeiten haben dazu geführt, die Skoliose als dreidimensionale Deformität zu begreifen. So hat sich das Verständnis der komplexen Biomechanik dieser dreidimensionalen Veränderungen wesentlich erweitert. Sowohl in der konservativen Behandlung mit Korsetten als auch in der operativen Therapie gab es bedeutende technische Verbesserungen. Die operative Korrektur der idiopathischen Skoliose ist mittlerweile eine Standardoperation. Neue Implantatsysteme und -verankerungen erzielen eine hohe primäre Stabilität nach Korrektur und erlauben so eine sehr frühe Mobilisation. Operationszeiten, intraoperativer Blutverlust sowie Komplikationsraten und Rehabilitationszeiten konnten minimiert werden. Funktionseinschränkungen werden durch Verkürzung der Fusionsstrecken oder in geeigneten Fällen durch bewegungserhaltende Implantate so gering wie möglich gehalten. Fortschritte in der Intensivmedizin, angepasste Implantate und Operationstechniken erlauben es, angeborene Skoliosen bereits bei sehr kleinen Kindern zu operieren und damit ein normales weiteres Wachstum zu ermöglichen.  

 

Referentin:

Yvonne Vollmer, Abteilung Gesundheit und Patientenschutz,

Verbraucherzentrale Hamburg e. V., Hamburg

Wer chronisch krank ist und deshalb nicht arbeiten kann, ist auf das Krankengeld der gesetzlichen Krankenkassen angewiesen. Es soll das Arbeitseinkommen ersetzen, damit Betroffene nicht in ein finanzielles Loch geraten. Immer wieder gibt es aber Probleme mit der Bewilligung oder Zahlung von Krankengeld durch die Krankenkassen. Daher ist es wichtig zu wissen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Rechte und Pflichten man erfüllen muss, um den Anspruch nicht zu gefährden. Wann ist man überhaupt arbeitsunfähig? Was gilt bei Arbeitslosigkeit? Wann bekommt man Krankengeld? Was gilt für Selbständige? Wie kann man sich wehren, wenn eine Entscheidung der Krankenkasse nicht richtig scheint? Was muss die Krankenkasse anbieten? Wie geht man mit Post von der Krankenkasse um? Welche Möglichkeiten hat die Krankenkasse, den kranken Menschen, in die Rente zu zwingen? Diese Fragen sollen in dem Vortrag beantwortet werden, um Ihnen eine Hilfestellung und Sicherheit im Umgang mit den Krankenkassen zu vermitteln. Im Anschluss besteht die Gelegenheit, im Gespräch individuelle Fragestellungen zu beleuchten.

 

Referent:

Dr. med. Tobias Lange, stellvertretender Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Katholisches Klinikum Bochum

Patienten mit Skoliosen, ob angeboren oder mit der Zeit durch Verschleißprozesse entstanden, leiden häufig seit vielen Jahren an Rückenschmerzen, z.T. kombiniert mit Beinschmerzen.

Die Rückenschmerzen haben ihren Ursprung in den degenerierten Bandscheiben und kleinen Wirbelgelenken sowie in der muskulären Überbeanspruchung der Rückenmuskulatur im Versuch, den Rumpf aufrecht im Lot zu halten trotz zunehmender Lotabweichungen.

Der Beinschmerz resultiert häufig durch Druck auf Nervenwurzeln im Wirbelkanal durch Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenosen oder im Bereich der Austrittslöcher (Neuroforamina) rechts oder links aus der Wirbelsäule, durch die die Nerven aus der Wirbelsäule austreten. Im Einzelfall kann auch ein neurologisches Defizit auftreten, d.h. dass einzelne Muskeln der unteren Extremitäten nicht mehr normal kräftig arbeiten können, da ihre Versorgung über die Nerven gestört ist. Man spricht von Paresen (Lähmungen). Begleitend können auch Taubheitsgefühle und Kribbel-/Missempfindungen der Beine auftreten.

Degenerative Lumbalskoliosen können sehr unterschiedliche Beschwerden und damit auch verschiedene Therapiekonzepte zur Folge haben. Wenn das Problem nicht primär die rasch fortschreitende Deformität ist, sondern v.a. ein Schmerzproblem im Vordergrund steht, so ist zu überlegen, welcher Schmerz genau für den Patienten der im Alltag relevanteste ist und wie stark hierdurch die Lebensqualität des Patienten eingeschränkt ist.

Zunächst wird in der Regel eine konservative Therapie durchgeführt, die möglichst multimodal erfolgen sollte.  

Die Grundpfeiler der konservativen Therapie bestehen im Erlernen des Verständnisses der eigenen Erkrankung, in Bewegung, Physiotherapie, Kräftigung der Rumpfmuskulatur, in physikalischen Therapiemaßnahmen, ggf. in einer Korsett-Therapie und medikamentösen Therapie, ggf. ergänzt durch Infiltrationen. Dies alles sollte erfolgen unter Berücksichtigung des Bio-Psycho-Sozialen Modells.

Wenn konservative Maßnahmen nicht mehr zu einer für den Patienten zufriedenstellenden Lebensqualität führen, so sind operative Maßnahmen möglich und häufig auch sinnvoll. Abhängig vom genauen Schmerzproblem des Patienten ist dann die individuelle OP-Technik genau zu wählen.

Referent:

Dr. med. Stefan Hemmer, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg

 

Der Schwerpunkt der Skoliosetherapie liegt oft in der konservativen Behandlung, wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird und der Ausgangsbefund sich nicht zu ausgeprägt zeigt. Diese Therapie ist eine Interaktion zwischen der/dem Betroffenen und dem Arzt, Therapeuten und Orthopädietechniker. Der Therapieverlauf kann hier durch die/den Patientin/en maßgeblich beeinflusst und kontrolliert werden.

Verändert sich die Situation in eine notwendige operative Versorgung, so wird einem die Kontrolle über die Therapie entzogen. Man begibt sich in die Hände eines Wirbelsäulenchirurgen und kann diese Therapie nicht überblicken und bewerten.

Dieser Vortrag ist dafür gedacht, das Geschehen im Operationssaal bildlich darzustellen, Indikationsstellungen zu erklären und zu zeigen, warum eine gute Zusammenarbeit im Operationssaal zwischen den verschiedenen Disziplinen entscheidend ist für eine erfolgreiche Korrekturoperation. Gezeigt werden die Vorbereitung, die Stationen zum Operationssaal, das technische Equipment im OP und die Arbeitsschritte. Es werden Ausschnitte aus einer operativen Versorgung demonstriert und Korrekturmanöver der skoliotischen Deformität erklärt. Bei jeglichen Aktionen im OP steht die Sicherheit des Patienten im Mittelpunkt. Trotzdem ist es eine komplexe Therapie, die nur in erfahrene Hände und entsprechende Zentren gehört.

Dieser Vortrag wird helfen, die chirurgische Seite der Therapie besser zu verstehen und hoffentlich eine anschließend rege Diskussions- und Fragerunde anzustoßen.

 

Rückblick auf den 12. Skoliosetag 2020

Wir können auch virtuell!

Am 19.09.2020 fand coronabedingt der Skoliosetag das erste Mal als virtuelles Online-Angebot statt. Trotz des schönen Spätsommerwetters war der Großteil der Teilnehmer durchgängig mit dabei und nutzte die Möglichkeit für Fragestellungen konsequent und beanspruchte Referenten und das Team im Backend intensiv. Wir danken allen Beteiligten und Teilnehmern für Ihre Unterstützung an diesem großartigen Debüt. 

Sollten noch Fragestellungen offen geblieben sein oder Sie im Nachgang Fragen zu den Vorträgen haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

 

Referentin:

Dr. med. Judith Dieterich

Rehabilitationsklinik Miriquidi,

Thermalbad Wiesenbad

Die Skoliose als dreidimensionale Wirbelsäulendeformität wird meist im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert. Häufig ist sie in dieser Zeit noch wenig von Schmerzen und anderen Beschwerden begleitet. Nach der Phase der relativen Stabilität können sich jedoch chronische Schmerzen und Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule durch degenerative Veränderungen sowie auch sekundäre Probleme wie eine Beeinträchtigung der Atemfunktion einstellen. Damit kann auch eine Abnahme der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit verbunden sein.

Mit einem multimodalen konservativen Therapiekonzept auf Grundlage des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells kann eine Linderung von Schmerzen, sowie Verbesserung der sekundären Funktionsstörungen erreicht werden. Dies kann im ambulanten sowie stationären Setting erfolgen und sollte neben einer suffizienten Schmerztherapie und dem Ausgleich muskulärer Dysbalancen durch spezielle Krankengymnastik, auch die Adressierung individueller psycho-sozialer Problemlagen und Belastungsfaktoren beinhalten. Zur Verbesserung der kardiopulmonalen Belastbarkeit können medizinische Trainingstherapie und Ausdauertraining eingesetzt werden. Entspannungsverfahren sowie Achtsamkeitsschulung ergänzen das ganzheitliche Therapiekonzept und ermöglichen damit auch im höheren Alter eine aktive Krankheitsbewältigung, sowie Leistungsfähigkeit und ein hohes Maß an Lebensqualität trotz Skoliose.

Referentin: Nora Harperscheidt

Physio & Skoliose Praxis Nora Harperscheidt,

Dormagen

Skoliose ist so vielfältig, wie das Leben selbst. Jeder Mensch bringt individuelle Voraussetzungen und Alltagssituationen mit. In Schule & Büro bzw. am Arbeitsplatz verbringen wir die Hauptzeit unseres Tages. Wenn Sie es schaffen, diese Zeit für Ihren Rücken angenehmer zu gestalten, werden Sie positive Effekte auf Schmerzlinderung, Mobilität und Wohlbefinden feststellen.

Um möglichst alle von Ihnen inspirieren zu können, starte ich meinen Vortrag mit einem kleinen Ausflug in die Physiotherapie und vor allem die Befundung eines Skoliosepatienten.

Worauf achtet ein Physiotherapeut? Was hat es mit den Skoliosemustern auf sich? Nach welchen Kriterien entscheidet der Physiotherapeut welche Übungen/ Korrekturmanöver und Alltagstipps den größten Verbesserungseffekt haben? Und was ist eigentlich mit Gewohnheitshaltung und Bewusster Alltagshaltung gemeint?

Für die einzelnen Altersstufen und damit verbundenen förderlichen und weniger förderlichen Haltungen sowie Bewegungen lassen sich viele Tipps und Tricks für den Alltag ableiten. Diese Ideen sind keine Wundermittel. Oft reichen ein paar Anregungen, sodass jede/r die theoretischen Überlegungen und statischen Übungen in den Alltag integrieren kann.

In klassischen Situationen, wie Schule & Büro kläre ich Sie über die perfekte ergonomische Arbeitsplatzgestaltung auf und auch darüber, wie man einen Arbeitsplatz ergonomisch besser einrichten kann, wenn die Gegebenheiten nicht „wie im Lehrbuch“ sind. Natürlich stelle ich auch meine Ideen vor, wie für Skoliosepatienten - abhängig vom individuellen Skoliosemuster - kleine Änderungen einen großen Effekt auf die Aufrichtung der Wirbelsäule haben können. In meinem Vortrag, beleuchte ich auch die tägliche Haltung zu Hause auf dem Sofa, im Wartezimmer, auf dem Schulhof, im Meeting etc.
Auch Schulkinder und Diejenigen, die einen wechselnden Arbeitsplatz haben und ihr ganzes Arbeitsmaterial täglich hin und her tragen müssen, schauen wir uns gezielt an, sowie die Herausforderungen des Homeoffices und die digitalen Herausforderungen Handy und Tablet.

Außerdem habe ich mir für Sie Gedanken über „Kleine Übungen. Für Zwischendurch. Für Jeden“ gemacht, die ich Ihnen vorstellen möchte. Einfache Bewegungsübungen sollen Sie anhalten, Pausen aktiv für sich zu nutzen.

Ich hoffe, dass Sie als Teilnehmer nach dem Vortrag ein besseres Verständnis über eigene Verhaltensweisen und -muster haben, und neue Gedankenanstöße für die Gestaltung ihrer Aktivitäten im Alltag gefunden haben.

Ich freue mich darauf, Sie zu inspirieren. 

Referentin: 

Anja Sperk-Mallik

AOK Sachsen-Anhalt / FB Heil- und Hilfsmittel,

Magdeburg

 

Gesetzliche Grundlagen

Welche gesetzlichen Grundlagen sind im Rahmen der ambulanten Heilmittelversorgung von Relevanz?

Zahlen, Daten, Fakten

Wie viele Versicherte sind von der Krankheit betroffen?
Wie viele Versicherte werden mit Heilmitteln versorgt?
Welche Art der Heilmittel kommen hierbei zum Tragen?

Heilmittel-Richtlinie ab 1. Januar 2021

Was sind Heilmittel?
Welche Änderungen können wir ab 01.01.2021 erwarten.
Auf wen wirkt sich die Heilmittel-Richtlinie aus?

Langfristiger Heilmittelbedarf

Wann liegt ein langfristiger Heilmittelbedarf vor?Für welchen Zeitraum können langfristige Genehmigungen erteilt werden?

Welche Unterlagen sind durch den Versicherten bei der Krankenkasse einzureichen?

 

Referent:

Dr. med. Axel Hempfing

Werner-Wicker-Klinik, Deutsches Skoliosezentrum,

Bad Wildungen

 

Entwicklungen in der chirurgischen Behandlung von Skoliosen - Erfahrungen aus der Vergangenheit, aktueller Standard und Einblick in neue Entwicklungen

 

  • Der Vortrag gibt einen Überblick über die operative Therapie der Skoliosen. 
  • Zunächst werden die verschiedenen Arten der Skoliose vorgestellt (idiopathisch, neuromuskulär, frühkindlich,...) und die Indikationen fürd ie operative Therapie besprochen.
  • Die Ziele der operativen Therapie von skoliotischen Deformitäten im höheren Erwachsenenalter (Degenerative Skoliose) werden dargelegt.
  • Es erfolgt ein Überblick über die historische Entwicklung der Skoliose-Chirurgie, die Weiterentwicklung der OP-Techniken und der Implantate sowie die Darstellung der aktuellen Versorgungskonzepte. 
  • Abschließend werden neue Entwicklungen der Skoliose-Chirurgie vorgestellt.

Rückblick auf den Skoliosetag 2019 in Lüneburg

Vorträge zum 11. Skoliosetag, Lüneburg, am 21. September 

Das Wochenende rund um die Mitgliederversammlung und den Skoliose- und Jugendtag am 21. September in Lüneburg ist erfolgreich zu Ende gegangen. 

Wir danken allen Beteiligten, Gästen und Mitgliedern für eine tolle Veranstaltung und die gute Stimmung! Aus 5 Ländern und 15 Bundesländern waren die Besucher und Helfer angereist. Es gab wieder mal neue Informationen, regen Austausch und ein wissbegieriges Publikum. 

Auch die Jugendlichlichen hatten wieder reichlich Spaß!

In unserer Verbandszeitung erfahren Sie mehr. Sollten Sie Interesse an den Vorträgen haben, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.

Referentin: Kirsten Schmiegelt

Personal- und Businesscoach,   Frankfurt am Main 

Die Diagnose jeder chronischen Krankheit ist erstmal ein Schock, meistens nicht nur für die direkt Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen. Unsicherheit und Zweifel kommen auf, und die Gefühle fahren in der Regel Achterbahn. Angst, Wut, vorübergehende Verzweiflung, aber auch vorsichtiger Optimismus und neue Tatkraft können sich die Hand geben. Und über allem thronen die Fragen: „Was muss ich ab jetzt ändern, womit sollte ich aufhören, was kann weitergehen, und was ist ab jetzt auf neue Weise möglich?“ Die Bewältigung von Skoliose beinhaltet einen großen Teil an Eigenverantwortung und -motivation. Physiotherapie, regelmäßige Bewegung, das Tragen eines Korsetts können oft mehr als negative Belastung und weniger als positive Gesundheitsförderung aufgefasst werden. Wir möchten unser „normales Leben“ zurück und versuchen oft das, was uns gut tut, aber mit der Krankheit in Verbindung steht, abzuwehren. Zu guter Letzt versuchen vielleicht noch die Menschen, die uns am nächsten stehen, diesbezüglich Druck auf uns auszuüben. Sie meinen es gut, und möchten, dass wir alles uns Mögliche tun, um die Skoliose möglichst klein zu halten. Aber ganz ehrlich: Das kann ganz schön nerven. Wir fühlen uns fremdbestimmt und haben keine Lust, dieser Fremdbestimmung zu gehorchen. Widerstand, fehlende Motivation und Aggression gegen uns selbst und Andere können oft die Folge sein. Vom Kopf her wissen wir natürlich, was wir tun sollten, aber unsere Gefühle und der Widerwillen sind oft stärker. Der innere Schweinehund kann ein harter Gegner sein, und nur allzu oft lassen wir ihn gewinnen – meist mit „guten“ Argumenten und Entschuldigungen. Wie schaffen wir es, für uns selbst gut zu sorgen und die Verantwortung für unsere Gesundheit selbstbewusst und positiv zu übernehmen? Kirsten Schmiegelt zeigt in ihrem interaktiven Vortrag, wie es gelingen kann, vom lähmenden „Ich muss-Modus“ in den selbstbestimmten „Ich will-Modus“ zu gelangen und die Skoliose und die damit verbundenen Herausforderungen nicht nur zu meistern sondern für die eigene Entwicklung positiv zu nutzen.

Referentin: Ketevan Lashkhi

Fachärztin für Radiologie, Neuss

Der Begriff Strahlung umfasst das gesamte Spektrum der elektromagnetischen Wellen, wie das sichtbare Licht, das UV-Licht, die Röntgen- und die Gammastrahlung. Je nach Art der Wechselwirkung mit der Materie unterscheidet man ionisierende (wie Röntgen-, Höhen-, Alpha-, Beta-, Gamma- und UV-Strahlung) und nichtionisierende Strahlung. Radioaktivität ist die Quelle der Teilchenstrahlen, wie Alpha- und Betastrahlung. Die Einheit Sievert (Sv) dient zur Bestimmung der Strahlenbelastung biologischer Organismen und wird bei der Analyse des Strahlenrisikos verwendet. 1 Sievert = 1000 Millisievert (mSv). Der Mensch ist ständig einer geringen Strahlung ausgesetzt. Sie kommt aus dem All, aus dem Erdboden, aus den radioaktiven Spuren im Gestein. Die natürliche Strahlenbelastung (kosmische, terrestrische Strahlung sowie die Aufnahme natürlicher radioaktiver Stoffe) beträgt für einen in Deutschand lebenden Menschen ein 2,1-2,4 Millisievert im Jahr. Hinzu kommt noch die zivilisatorische Strahlenbelastung (Anwendung der Röntgenstrahlung in der Technik, Forschung und in der Medizin) von ca. 2,0 mSv/a. Die Röntgenstrahlung wird in der Röntgenröhre erzeugt. Die frühere konventionelle Radiographie-Technik mit dem Film-Folien-System wurde durch die digitale Radiographie mit Röntgenspeicherfolien und/oder mit Festkörperdetektoren ersetzt. Der Hauptvorteil der digitalen Radiographie ist die verminderte Strahlenbelastung. Der Einsatz des Röntgens in der Skoliosebehandlung ist unabdingbar. Zur Verifizierung der Diagnose wird ein Röntgenbild der gesamten Wirbelsäule im Stehen in zwei Ebenen erstellt. Es wird geröntgt um: das Ausmaß und die Form der Skoliose zu erkennen; den Ort der Skoliose-HWS, BWS, LWS zu bestimmen; den Cobb-Winkel zu messen; die Skelettreife am Beckenkamm für die Prognose-Einschätzung zu bestimmen; den Schulter- und Beckenstand zu beurteilen; die Rotationsfehlstellung der Wirbelkörper zu erfassen; die anderen Fehlbildungen der Wirbelsäule auszuschließen; die Progredienz der bereits festgestellten Skoliose früh zu erkennen; die Therapie anzupassen und die Stellung der Wirbelsäule im Korsett zu überprüfen (nur mit Röntgen möglich!). Die Gefährlichkeit der Röntgenstrahlung erklärt sich durch die ionisierende Wirkung – die Fähigkeit der Röntgenstrahlung, die chemischen Bindungen in der Doppelspirale der Zell-DNA aufzubrechen. Die Schäden der DNA der Körperzellen und der Keimzellen (Eizelle, Spermien) können zu Krebs- bzw. zu vererbbaren Erkrankungen führen. 99,9% der DNA-Schäden werden durch die körpereigenen Reparaturmechamismen beseitigt.

Mehrere Studien belegen die erhöhte Krebs- und Brustkrebsinzidenz nach häufigen Röntgenuntersuchungen (Nash et al. 1979; Doody et al. 2000; Simony et al. 2016). Durch die Einführung der modernen Röntgentechnologie und der digitalen Radiographie wurden die strahleninduzierten Risiken erheblich gesenkt. Nash et al. 1979 und Levy et al. 1996 zeigten eine mehrfache Senkung des Schilddrüsen- und Brustkrebsrisikos beim Röntgen der Wirbelsäule in der postero-anterioren anstatt in der antero-posterioren Projektion. Die neuartige EOS Röntgenarbeitsstation ermöglicht eine 60-90%-ige Senkung der Dosis (Zarghooni 2011, Hui 2016). Z. B. belastet eine Röntgenaufnahme des Thorax mit 0,02-0,04 mSv; ein transatlantik Flug hin und zurück nach New York mit 0,05-0,07 mSv; Mammographie bds. je 2 Eb. mit 0,2-0,4 mSv; eine CT des Bauches mit 8-20 mSv. Die effektive Dosis für die Aufnahme der ganzen Wirbelsäule in 2 Eb. mit EOS ergibt 0,086-0,140 mSv (Law 2017), noch weniger mit EOS micro dose Protokoll 0,00254-0,01475 mSv (Law 2018). Die strahlenfreien oberflächentomographischen Methoden liefern eine abweichende Messung des Cobb-Winkels (Knott et al. 2016, Hackenberget et al. 2000). Jedoch wird das Potential der Videorasterstereographie in der Verlaufskontrolle der idiopathischen Skoliose diskutiert.

3. Gerätetraining mit Kieser & Co - auch bei Skoliose sinnvoll?

Referentin: Dr. med Beate Rothermel

Diplom Ärztliche Osteopathie,  Manuelle Medizin/ Chirotherapie  Spiraldynamik®, Medizinische Kräftigungstherapie, Berlin

Die effektive Behandlung einer Skoliose im Kindes- und Jugendalter beginnt mit ihrer rechtzeitigen klinischen Diagnosestellung. Die idiopathische Adoleszentenskoliose stellt die häufigste Skolioseform dar. Allerdings dürfen neuromuskuläre Erkrankungen oder angeborene Fehlbildungen als Ursachen nicht übersehen werden. Durch die enge Zusammenarbeit von Spezialisten gibt es heute für die idiopathische Skoliose Leitlinien, die eine zielgerichtete Therapie erleichtern. Nur durch die regelmäßige Kontrolle betroffener Kinder und Jugendlicher und die rechtzeitige Einleitung einer adäquaten Behandlung, können die langfristigen negativen Auswirkungen einer progredienten Skoliose auf die Lebensqualität vermieden werden. Verschiedene konservative Therapiemaßnahmen, wie Krankengymnastik, Schroth Therapie, Casting und Korsetttherapie, sind in der Behandlung von zentraler Bedeutung und seit langem etabliert. Weiss, Santos und Hammelbeck (2011) beschreiben, dass die Evidenzlage zur konservativen Therapie hoch ist. Aber reicht die bekannte, etablierte Therapie auch aus? Bei der Skoliose handelt es sich um eine progrediente Erkrankung. Daher ist das Ziel der konservativen Behandlung in erster Linie das Fortschreiten der Verkrümmung zu verhindern. Es sollen zudem eine Rückgrataufrichtung angestrebt und die Funktionsmöglichkeiten der Wirbelsäule verbessert werden (Weiss et al., 2011). In der Physiotherapie werden diese Ziele mit aktiven Maßnahmen verfolgt. Falls befürchtet wird, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, z.B. bei einem Krümmungswinkel von über 20° bereits vor der Pubertät, wird auch mit Korsettversorgung gearbeitet. Die Korsettbehandlung wird in der Regel mit einer Trainingstherapie kombiniert. Das bekannteste Behandlungskonzept zur physiotherapeutischen Behandlung von Skoliose ist die dreidimensionale Skoliosebehandlung nach SCHROTH. Dieser Behandlungsansatz wurde bereits 1921 eingeführt und die Wirksamkeit wurde wissenschaftlich belegt (Weiss et al., 2011). Das Ziel dieses Konzeptes (Lehnert-Schroth, 2007) ist es, eine aktive Aufrichtung des Rumpfes zu erlangen und mit dieser Haltungskorrektur einerseits die Seitenkonturen und andererseits auch die Konturen der Vorder- und Rückseite der Patientinnen oder Patienten zu korrigieren. In erster Linie wird eine Haltungskorrektur angestrebt, indem die Patientin oder der Patient lernt, seine Abweichungen der Wirbelsäule von den drei Ebenen wahrzunehmen. Die Abweichungen werden aktiv korrigiert. Diese Korrektur gilt als Grundvoraussetzung für die weiteren Schritte der Behandlung. Lehnert-Schroth (n.d.) beschreibt, dass die aktive Korrektur durch die Kräftigung der aufrichtenden Muskulatur erfolgt. Wie steht es hierbei um Gerätetraining, Kraftsport, Fitness, Spiraldynamik, Powerplate oder Klettern? Wo liegen eventuell neue Therapieansätze und Ideen versteckt, was haben wir bereits als etablierte Verfahren erkannt und wer kann ab wann welche zusätzlichen Verfahren nutzen und wie? Ein bisschen Licht in das Wirrwar der Angebote zu bringen, soll der Vortrag versuchen.

Referent: Dr. Jaques Müller-Broich

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Frankfurt a. Main

Wie funktioniert das und welche Operationsrisiken bestehen noch?

Die Skolioseoperation zur Aufrichtung der Skoliose wird seit vielen Jahren routinemäßig unter  Neuromonitoringbedingungen durchgeführt und bietet eine wesentliche Hilfestellung für den Operateur in der Beurteilung der speziellen Situation in allen wesentlichen Operationsabschnitten.

Aber was bedeutet Neuromonitoring eigentlich? Was sind MEP’s, SSEP’s und EMG? IONM?

Warum sollte ich keine Skolioseoperation ohne Neuromonitoring zulassen?

Kann eine Lähmung auch trotz Neuromonitoring auftreten?

Muß ich mich als Patient besonders vorbereiten?

Der Vortrag soll einen Überblick über die Grundlagen des Neuromonitorings geben und wichtige Aspekte wie anatomische und neuroanatomische Grundlagen, historische Gegebenheiten wie z.B. Aufwachtest, Technik und physikalische Grundlagen, Risiken der Operation und Durchführung des Neuromonitorings auf verständliche Art und Weise näherbringen. Auch wichtige Aspekte wie Anästhesie und weitere Besonderheiten, welche vom OP-Team beachtet werden, werden vermittelt.

Rückblick auf den Skoliosetag 2018 in Nürnberg

Vorträge am 10. Skoliosetag, Nürnberg, 22. September 2018

Wir veröffentlichen hier die Kurzfassungen aus dem Tagungsheft des Skoliosetages.

Referentin: Larissa Grassmann, Physiotherapeutin
Faszien Atelier, Nürnberg

Der Schlüssel für eine schmerzfreie und aufrechte Wirbelsäule liegt in der Kraft der geheimnisvollen, weißen Bänder unter der Haut. Skoliose hat ihr Krummsein satt! Sie möchte sich endlich schön fühlen, gerade sein und ohne Schmerzen leben. Dazu braucht sie jemanden, der Ihr Halt gibt und sie aufrichtet. Sie schlüpft in ihr bestes Korsett und verabredet sich mit gutaussehenden Muskeln und spießigen Knochen.

Doch schon bald merkt sie, dass Muskeln anstatt zu halten, sie eher erdrücken und Knochen einfach totlangweilig und spaßbefreit sind. Sogar unters Messer hat sie sich schon gelegt, um endlich Frieden mit ihren Kurven zu schließen. Frustriert schleudert sie ihr Korsett in die Ecke und holt erst mal tief Luft. Das bringt doch alles nichts! Als sie die Hoffnung schon aufgibt, hört sie eines Tages von dem neuen, smarten Superstar in der Körperwelt. Anschmiegsam, stark und kommunikativ soll er sein. Die Faszie. Sollte das etwa der ideale Partner sein, auf den sie so lange gewartet hat? Voller Neugierde verabredet sie sich zu einem Blind Date – und ist maßlos enttäuscht: Dieser unscheinbare, langweilige Typ, soll die Antwort auf all ihre Probleme sein? Wieso wird der gehandelt als ob er den Nobelpreis gewonnen hätte? Was kann diese Faszie ihr bieten, was die anderen ihr nicht bieten können?

Die Faszie macht sie auf etwas Wesentliches aufmerksam: Das Geheimnis der Leichtigkeit steckt im muskulären Bindegewebe, weil dieses für den inneren Halt und die äußere Form zuständig ist. Die richtige Kombination aus Atmung, Muskeltraining und Faszientherapie unterstützt die Wirkung der oft notwendigen Korsetttherapie. Die Stärkung eines positiven Körpergefühls steht dabei im Vordergrund. Dadurch kann in vielen Fällen eine deutliche Schmerzverringerung erzielt werden.

In der Therapie öffnen sich neue Türen: Spaß und Neugierde geht vor Leistungs- und Perfektionsanspruch. Erst dann wird die Formveränderung der Wirbelsäule zum Kinderspiel.

2. Welche Rechte habe ich als Patient?

Ansprüche auf Heil- und Hilfsmittel, Zweitmeinungen, Verfahrenshinweise
Referent: Andreas Wecks, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Sozialrecht, Nürnberg

Versorgungsamt: Widerspruch und Klage
Mein Antrag auf Feststellung einer Schwerbehinderung oder der Antrag auf Höherstellung des „GdB“ wurde abgelehnt.

Reha: Widerspruch und Klage
Mein Reha-Antrag ist abgelehnt. Was mache ich? Meine Reha ist bewilligt, aber ich bin einer Klinik zugewiesen, die sich mit Skoliose nicht auskennt. Kann ich mich dagegen wehren?

Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln: Widerspruch und Klage
Die Krankenkasse hat meinen Antrag auf langfristige Genehmigung der Physiotherapie abgelehnt. Was kann ich tun? Die Krankenkasse ist nicht bereit, die Kosten für ein neues Korsett zu übernehmen. Mein Orthopäde ist nicht bereit, mir Physiotherapie zu verschreiben. Habe ich Anspruch darauf? Hier: Schlichtung/Vermittlung

Krankenkassen: Genehmigungsfiktion – ein kurzes Verfahren
Nach mehr als 3/5 Wochen ist mein Antrag immer noch nicht entschieden. Was kann ich tun?

Zweitmeinung:
Kann ich mir vor der Operation, die mein Orthopäde empfohlen hat, eine Zweitmeinung einholen?

Patientenakte:
Habe ich Anspruch darauf, dass mir meine Röntgenbilder/Befunde/Messwerte ausgehändigt werden?

3. Depressionen durch Skoliose

Anzeichen und Behandlung

Referent: Dr. Bernhard Hain, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychiatrie
Fürst-Sitrum-Klinik, Bruchsal

Es werden die Einfluss-Faktoren für die Entstehung einer depressiven Erkrankung im Allgemeinen und bei Menschen mit Skoliose im Besonderen vorgestellt. An Hand von Zahlen der Krankheits-Inzidenz werden die besonderen Risiko-Faktoren bei Menschen mit Skoliose, insbesondere chronischer Schmerz, Stigmatisierung und Selbst-Stigmatisierung eingeschätzt. Möglichkeiten der Früh-Erkennung depressiver Symptome werden an Hand der wichtigsten Marker-Symptome und mit Hilfe von Symptom-Skalen dargestellt.

Günstige und ungünstige Coping-Mechanismen für Depression, Chronischen Schmerz und Stigmatisierung eröffnen Möglichkeiten der Krankheits-Prophylaxe. Die Bedeutung psychotherapeutischer und unterstützend medikamentöser Behandlungswege wird aufgezeigt.

4. Skoliose-OP

Was wird gemacht und was erwartet den Patienten?

Referenten: Prof Dr. Heiko Koller, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie Vogtareuth, er wurde vertreten durch Priv.-Doz. Dr. Michael Mayer,
Dr. Klaus Schnake, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie Fürth

Wird eine Skoliose beim Kind diagnostiziert, bestehen die konservativen Behandlungsgrundlagen in der Einleitung einer Schulung der Eltern und des jungen Patienten, Physiotherapie, Ausschluss und ggf. Anpassung von Einlagen bei Beinlängendifferenzen und Festlegen eines fachärztlichen Observationsplans. Werden bei höhergradigen Krümmungen bereits Risikofaktoren für ein Fortschreiten definiert, dann kann die Korsett-Therapie notwendig sein. Sie dient dazu, die Skoliose initial partiell zu korrigieren und diese reduzierte Krümmung während des Wachstums bis zum Wachstumsabschluss zu halten. Ziel hierbei ist, die operative Therapie zu umgehen oder bei sehr jungen Patienten hinauszuzögern. Der Effekt der Korsett-Therapie ist bei richtiger Anwendung und guter Mitarbeit von Patient und Familie wissenschaftlich bewiesen.

Bei progressiven höhergradigen Skoliosen kann die operative Therapie notwendig sein. Ziel ist die Korrektur der Skoliose, das Aufhalten der Progredienz und die Wiederherstellung einer guten Balance und Kosmetik. Als Korrekturoperationen kommen dorsale und ventrale Verfahren zum Einsatz. Durch in die Wirbelkörper eingebrachte Schrauben in Verbindung mit Stäben können in geübter Hand beträchtliche Korrekturen einer Skoliose sicher erreicht werden. Bei schweren und hochgradigen Skoliosen kommen auch in Kombination Verfahren von hinten und vorn an der Wirbelsäule zum Einsatz. Je ausgeprägter die Skoliosen werden und je rigider (d.h. je eingesteifter) sie bereits sind, umso größer wird der operative Aufwand einer Skoliosekorrektur.

Beispiele operativ behandelter Fälle werden anhand ihrer Indikationen und Ergebnisse ausführlich diskutiert. Eine Besonderheit sind die mitwachsenden Stäbe, die bei Kindern eingesetzt werden können. Die Stäbe werden mittels Magneten ohne eine neuerliche Operation regelmäßig verlängert, um ein anhaltendes Wachstum der Wirbelsäule zu gewährleisten.